Als Erzbischof des Erzbistums Kalocsa-Kecskemét erfüllt es mich mit großer Freude und mit Stolz, dass ich Bote und Empfehler einer besonderen Archiv-Initiative sein darf. Unseres Wissens startet auf der Webseite des Archivs des Erzbistums Kalocsa-Kecskemét als erstes in unserem Land dieser neuartige Dienst, dessen Ziel die Erforschung der Matrikeln und ortsgeschichtlichen Quellen unseres Erzbistums mit Hilfe des Internets ist. Als Ergebnis der ein Jahr lang dauernden Arbeit können mehrere Tausend digitale Bilder von handgeschriebenen Büchern (Matrikel, Statistiken, Protokolle, Historia Domus usw.) vom 18. bis 20. Jahrhundert – insgesamt beinahe 250 Tausend Aufnahmen – über die mehreren Hundert Siedlungen des ehemaligen Komitats Bács-Bodrog und des heutigen Komitats Bács-Kiskun für unsere registrierten Benutzer zugänglich gemacht werden.
Der uralte Wunsch der Menschheit ist die Zusammenfassung der einzelnen festgehaltenen Informationen, die Rettung des in ihnen verborgenen Wissens. Vor mehr als zweieinhalbtausend Jahren ordnete Assurbanipal, ein auch aus der Bibel bekannter assyrischer Herrscher, an, dass die Archive der Tempel und Schulen von Mesopotamien abgeschrieben und in die Hauptstadt Ninive geschickt werden sollen. Auf diesem Wege kam die erste systematisch geordnete Bibliothek der Menschheit zustande, in Wirklichkeit eher eine Sammlung von schriftlichen Dokumenten – heute kennen wir die Geschichte und die Kultur von Mesopotamien vor allem aufgrund der damals gesammelten und später als archäologische Funde aufgearbeiteten Tontafeln mit Keilschrift. Wie viele ähnliche, teils erfolgreiche, teils misslungene Versuche könnte man aus den späteren Jahrhunderten aufzählen!
In der Geschichte der menschlichen Kultur hat jede Generation ihre Verantwortung dafür, ihre Fähigkeiten und die technischen Möglichkeiten ihrer Zeit zu nutzen. Im Computerzeitalter, im 21. Jahrhundert, halten wir es für wichtig, die einmaligen handschriftlichen geschichtlichen Quellen unserer Gemeinden und Pfarreien auf digitale Weise zu verewigen und weiterzuvererben, da dieser Dokumentenkomplex ein wichtiger Teil unseres nationalen kulturellen Erbes ist, und zwar dank der bedeutenden geschichtlichen, gesellschaftsformenden Rolle der Kirche und der Religion. Ein Teil der erwähnten Quellen ist auch heute sehr gefragt (denken wir nur an die Matrikel und an das mit ihnen verbundene Familienforscherinteresse), ein anderer Teil ist dagegen kaum bekannt, sogar völlig unerforscht, unbekannt. Neben der Möglichkeit der Zusammenfassung, der Sammlung und der Archivierung kann die digitale Technologie den Zugang und die Aufarbeitung tatsächlich wesentlich erleichtern, die Welt des Internets eröffnet uns somit neue Perspektiven. Ich wünsche mir, dass diese kulturelle Mission und die sich dadurch entfaltende edle Arbeit, nämlich das Untersuchen und Analysieren der Vergangenheit unserer Gemeinden, Früchte tragen möge! Das Interesse an diesen einzigartigen, unersetzlichen Dokumenten und Werten möge groß sein!
Ich bedanke mich bei allen, die diesen Dienst ermöglicht haben. Bei denen, die die nötigen Arbeitsetappen ausgeführt haben oder diese auf irgendeine Weise unterstützt haben. Unter den Förderern müssen wir die Selbstverwaltung der Stadt Kalocsa und das Atomkraftwerk von Paks erwähnen. Ich wünsche mir, dass dieser Zusammenhalt ein Beispiel für die Zukunft liefert, da unsere Initiative, mit deren ersten Ergebnissen wir heute vor das Publikum treten, zwar kaum ein Jahr alt, jedoch sichtlich sehr fruchtbar und der Fortsetzung würdig ist. Was bis jetzt verwirklicht wurde, hatte kein Budget von mehreren Millionen, erhielt keine finanzielle Förderung aufgrund einer groß angelegten Bewerbung, sondern ist vielmehr das Ergebnis von Aufmerksamkeit, Organisation und Zusammenhalt. Es ist ein Beispiel dafür, dass der tatkräftige gute Wille manchmal auch finanzielle Schwierigkeiten überwinden kann.
Zur Arbeit aller werten Internetnutzer, Forscher, Archivare, Mitwirkenden und Helfer wünsche ich viel Erfolg, für ihrer Mitwirkung bitte ich um Gottes Segen!
Kalocsa, den 18. Oktober 2010
Dr. Blasius Bábel
Erzbischof von Kalocsa-Kecskemét